Da ich als Flachlandtiroler seit einigen Jahren nicht mehr die Möglichkeiten habe, die ein Konstanzer Paraot hat – nämlich kurz mal in die Alpen zum Fliegen zu gehen – bin ich unter die Albflieger gegangen. Dass auch hier Einiges möglich ist, haben ein paar gute Piloten in den letzten 2 Jahren eindrücklich bewiesen (z.B. Heinrich Bretz Flug vom Neuffen nach Waldshut dieses Jahr im April – 130 km). Nun ist auch mir ein schöner Flug gelungen.

 

Obwohl gestern der Wetterbericht nichts Besonders versprach – wie eben schon in den letzten Wochen – habe ich mich nach Neidlingen begeben. Hier gibt es einen sehr guten Schneisenstartplatz direkt am Albtrauf mit 220 m Höhendifferenz (Starthöhe 720 m). Hier bin ich die letzten Jahre teilweise stundenlang geflogen – jedoch ist Wegfliegen nicht so einfach. Nachdem ich um 15:00 Uhr gestartet bin, musste ich erst einmal stark kämpfen (volle Spülung). Alles war noch sehr feucht (morgens hat es noch geregnet) und nach 1 Minute Flugzeit habe ich mich schon 100 m tiefer befunden – eigentlich sollte man sich dann auf die Landung vorbereiten. Nach zähem Kampf habe ich dann einen zerrissenen Bart erwischt, mich wie üblich durchschütteln lassen und Höhe gemacht. Irgendwann war ich dann weit über allen anderen auf 1.000 m Höhe. Der Bart war aber sehr unruhig und richtig Höhe konnte man auch nicht machen. Wollte schon aufgeben und zurück an die Kante fliegen – da wurde das Steigen besser und die Wolken kamen näher (ich liebe Wolken!!). Mit viel Kurbeln und Rumbasteln (das sollte während des ganzen Fluges auch so bleiben) bin ich dann über Wiesensteig auf 1.350 m gekommen und habe mich auf den Weg nach Ulm gemacht. Über Hohenstadt hat mich die Thermik dann kurzzeitig verlassen – unten sah ich schon einen mit seinem Cayenne 3 einlanden – und ich sah mich schon nach einem geeigneten Landeplatz um. Aber mit zähem Kurbeln habe ich mich wieder unter eine Wolke gebracht und bin weitergedüst. So ging das dann weiter bis kurz vor Ulm.

 

Jetzt die Frage: Nördlich um Ulm herum oder doch die südliche Variante. Im Süden gab es erst mal keinen Wolkenanschluss und nördlich um Ulm herum musste ich gegen den – wenn auch nur leichten – Nordwest-Wind queren. Was macht ein Gleitschirmflieger in diesem Fall? Ja, richtig, er fliegt eben durch die Mitte. Hieß für mich mitten über Ulm zu fliegen. Mit dem Hintergedanken, dass Städte/Dörfer meist gute Bärte produzieren, flog ich über den Eselsberg (Unikrankenhaus – einer meiner Arbeitsstätten) bei 1.300 m Richtung Stadtzentrum Ulm. Und ja, einen etwas ruppigen Bart gefunden und über dem Ulmer Münster aufgedreht (war das geil …). Bei 1.600 m weitergeflogen Richtung Ulm-Senden. Da es nun zunehmend dunkler im Süden und Südosten wurde (Überentwicklung), habe ich mich über der A7 nach einem strategisch günstigen Landeplatz zum Zurücktrampen umgeschaut. Da ich aber einen Segelflieger beim Kurbeln erspähte, dachte ich mir, wenn ich schon da bin, dann kurbele ich mit. Und hier habe ich meine max. Höhe von 1.970 m erreicht – also fast 1.500 m über Grund (was für eine Aussicht). Aber wie immer bei etwas Schönem: Irgendetwas muss ja noch schiefgehen. Und das war mein GPS, das sich nun verabschiedete. Daher sind die letzten 30 Minuten im DHV-XC-Contest nicht mehr dokumentiert. Nachdem ich dann noch etwas rumgespielt habe bin ich dann südlich von Illertissen um 18:00 Uhr gelandet.

 

 

Link zum Flug: xc.dhv.de/xc/modules/leonardo/index.php

 

Beim Zurücktrampen hatte ich dann viel Glück: Nach 3 Zwischenstationen bin ich in Ulm von einem Volvo-SUV-Fahrer aufgelesen worden, der mich dann auch noch bis zum Parkplatz oberhalb Neidlingen gefahren hat. Um kurz vor 22:00 Uhr war ich dann wieder zu Hause.

 

Fazit: Flugzeit 3 Stunden, Flugstrecke über 60 km (Luftlinie), max. Höhe 1.970 m, max. Steigen 5,7 m/s, max. „Fallen“ 6 m/s – außer ein paar Ausnahmen ein relativ ruhiger Flug (manchmal schon zu ruhig wg. fehlender Thermik) - hat super Laune gemacht (auch wenn während der letzten Stunde die Blase drückte) – geniale Aussichten über der Alb gehabt! Und der Flug brachte eine Verbesserung meines Rankings im Alb-Cup von Platz 48 auf Platz 16 (was fürs Ego).

 

Also liebe Paraoten: Der Albtrauf bei Neidlingen oder am Neuffen bietet Einiges – man muss es nur probieren!

 

In diesem Sinn weiterhin viele Happy Landings.

 

Martin