Zu den Boomzeiten des Gleitschirmfliegens und als viele der aktiven Flieger noch nicht - meist aus beruflichen Gründen - von Konstanz weggezogen waren, hatten wir einige Clubmeisterschaften absolviert. Da gab es dann Aufgaben zu bewältigen wie das Fotografieren eines Wendepunktes (GPS war damals noch nicht „in Mode“), Touch and Go in der Nähe der Mittelstation von Bezau oder das Abwerfen von kleinen Wasserballons in vorher mittels Sägemehl fein säuberlich in den Schnee gestreute, großen Zielscheiben ähnelnde Felder. Beim Punktlanden gab es den einen oder anderen, der seinen Schirm mehrere Meter hoch über dem Zielpunkt stallte, nur um diese Wertung zu gewinnen.

 

Nachdem es in der jüngeren Zeit wieder mehr Aktivposten im Verein gibt, wurde für dieses Jahr wieder eine Clubmeisterschaft angesetzt, wenn auch vorher erst mal abgecheckt werden musste, in wessen Händen sich denn der riesige Wanderpokal gerade befindet. Nach Lösung des Problems setzten sich das Organisationskomitee Christine und Thomas zusammen, um das Programm zu planen und die Preise festzulegen. Und nach einem verregneten Ersttermin fand dann am Sonntag, 25. September seit langem wieder mal eine Meisterschaft statt.

 

Einige Paraoten trafen sich am mittlerweile gängigen Treffpunkt Schänzlehalle zur gemeinsamen Anfahrt, einige andere waren bereits einen Tag vorher zum „freien Training“ am Austragungsort Andelsbuch angereist, manche hatten ein solches bereits eine Woche vorher absolviert, um dann aber am Verschiebetermin leider nicht anwesend sein zu können. Ein Nachfliegen Tage später, wie vom betroffenen Uli S. gewünscht, konnte leider nicht gestattet werden ;-) Zum weiteren gab es ein paar Nachzügler, die dann gerade noch rechtzeitig bei Traumwetter auf der Niedere eintrudelten. Einige waren leider aus beruflichen (Fabian z.B. durfte den Papst in Freiburg „bewachen“) oder privaten Gründen (Chr. S. lockten die Dolomiten mehr als die Aussicht auf den 1. Platz, auf den er – man kennt sein Sitzfleisch – sicher gute Chancen gehabt hätte) oder wegen Krankheit verhindert.

 

Die Aufgabenstellung sah vor, dass nach Öffnung des Startfensters nach jeweiligem eigenen Gutdünken gestartet werden konnte, um bei den thermikschwachen herbstlichen Bedingungen möglichst lange in der Luft zu bleiben. Nach Abheben des ersten Piloten hatte man maximal eine Stunde Zeit zu starten. Hier war vermeintlich Taktieren angesagt, aber wie es sich herausstellte war das Warten auf „noch bessere“ Bedingungen nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Thomas hatte sich mangels Bodenpersonal bereit erklärt, außerhalb der Wertung zum Landeplatz zu fliegen, um dort vor Ort die Startzeiten der Wettkämpfer festzuhalten. Vermutlich war er vom vorabendlichen Fischteich-Grillabend (auch Fleisch muß und will schwimmen) ohnehin noch etwas beeinträchtigt und hätte daher kaum die Konzentration für einen längeren Flug gehabt ;-) Der Startzeitpunkt der einzelnen Teilnehmer wurde freundlicherweise von Gerlind, die dann als letzte ebenfalls außerhalb der Wertung startete, per Funk mitgeteilt – verfluchte Sende- und Empfangstechnik, gell Gerlind. Sowohl die thermischen Verhältnisse in dieser geringen Höhenlage als auch die Startverhältnisse waren sicherlich nicht die besten, trotzdem wagte sich unser Oldie Franz dann knapp eine halbe Stunde nach Öffnung des Startfensters in die Lüfte – vielleicht gar nicht die schlechteste Idee. Denn dann war wieder einige Zeit Sendepause bis dann der Rest sich peu a peu auch raushaute, Reiner nach einem Fehlstart tatsächlich in letzter Minute. Die Idee, dass es jetzt gehen müßte hatten aber diverse Freiflieger auch, sodaß bei den schwachen Bedingungen enges Pulkfliegen mit 30 - 40 Schirmen auf engstem Raum angesagt war – was dem einen oder anderen den Spaß vergrämte und mancher sich feiwillig frühzeitiger Richtung Landeplatz bewegte. Eben die Frühzeitigen hatten dementsprechend auch die größeren Chancen, den Sonderpreis für die Punktlandung (Thomas hatte extra ein ausgedientes Badetuch für die Markierung mitgebracht) zu ergattern, denn der erste, der dies schaffte war Sieger – weitere Punktlandungen (die es beiläufig erwähnt gar nicht mehr gab, wenn auch die meisten recht nahe an den Punkt kamen) waren nur noch für die Statistik. Schlau dachte sich Rolf „das mach ich mir zu Nutze“ – absolvierte einen relativ kurzen Flug und setze als einziger sein Fahrgestell auf den Punkt, „entjungferte“ also das Handtuch in seiner neuen Funktion. Insgesamt waren neben dem jeweiligen fliegerischen Können sicher die Flächenbelastung, die Startzeitpunktwahl und vor allem auch der Mut, im Pulk zu bleiben die Kriterien für die entsprechenden Platzierungen. Je mehr Teilnehmer sich bei Thomas am Landeplatz einfanden, desto lustiger aber auch spannender gings unten zu. Relativ schnell war klar, daß Tom wohl die längste Flugzeit herausfliegen würde. Er hatte sich schlauerweise genau zur Meisterschaft einen neuen Ozone Rush 3 zum Probefliegen geholt, dazuhin noch im unteren Gewichtsbereich („angeblich“ gab es keinen kleineren) und er war auch relativ früh gestartet. Interessant war aber, wie sich die Plätze 2 bis 4 verteilen würden, denn nach 17 Uhr wurden die Verhältnisse dann doch zusehends schwächer. Als alle wohlbehalten gelandet waren und Tom noch den Weidezaun, den er im Überschwang des Sieger-Landeanflugs mitgenommen hatte, repariert hatte, gings ab zum Alpengasthof Brüggele – genau gegenüber des Startgeländes auf Kammhöhe der anderen Talseite. Einige absolvierten unfreiwillig noch eine längere „Sightseeing-Tour“ (die hatten sich verfahren und standen plötzlich vor einer Schranke); schließlich kamen dann aber doch alle hungrig und durstig auf dem Brüggelekopf in 1200 m Höhe an. Neben einer traumhaften Kulisse, gutem und preiswerten Essen sowie Getränken nebst einem abschließenden Marillenschnaps vom Wirt war dies der gebührende Rahmen für die Siegerehrung. Ein herrlicher Ausklang eines gelungenen Tages und Wettbewerbes. Dank an alle Organisatoren und Helfer sowie an die Flugschule Bregenzerwald für die Stiftung des Sonderpreises. Dank auch an alle Teilnehmer; Gratulation den Siegern – aber im Grunde waren wir ob der gelungenen Veranstaltung alle Sieger!

 

Platzierungen:

 

1. Platz: Thomas Colberg (Clubmeister 2011)

2. Platz: Torsten Siebert

3. Platz: Ekkehart Karrer-Roth

4. Platz: Wilfried Seibold

5. Platz: Reiner Janke

6. Platz: Franz Dietrich

7. Platz: Rolf Warthmann

8. Platz: Ulrich Wittekind

9. Platz: Gabriel Schreiber

10. Platz: Jürgen Bastian

 

Sonderpreis Punktlandung: Rolf Warthmann

 

Den dazugehörigen Film findet ihr unter: Videos - Clubvideos

 

Reiner