Schon immer wollte ich mal ein Streckenflug-Seminar besuchen. Ich hatte zum richtigen Zeitpunkt Urlaub, die Kosten lagen bei 300 Euro für eine Woche fliegerische Betreuung und 150 Euro für Zimmer plus Halbpension mit der Flugschule Airpower am Fliegercamp Greifenburg unterhalb der Emberger Alm. Der Traum vom Streckenfliegen konnte beginnen.
Freitags fuhr ich los um dem Wochenendverkehr zuvorzukommen, von Konstanz über München, an Salzburg vorbei bis zum Tauerntunnel klappte dies, doch dort wurde wechselweise Einbahnstrassenverkehr durchgeführt und dies bedeutete eine Stunde Wartezeit. Abends komme ich nach ca. 9 Stunden Fahrzeit inclusive Pausen an.
Auf dem Rückweg fuhr ich über Lienz, Felbertauern, Kitzbühel, Innsbruck, Landeck, Feldkirch und Lustenau (via Schweiz) nach Konstanz. Zwei Stunden schneller aber doppelte Mautgebühren.
Das Fliegercamp liegt ideal an einem kleinen Baggersee, hat einen Campingplatz und ein Restaurant mit einer kleinen Pension. Pony-Reiten und Trampolinspringen für Kinder ist auch möglich. Der großräumige Landeplatz für Gleitschirme und Drachen direkt daneben. Einzig die große Hochspannungsleitung, die in der Nähe des Landeplatzes vorbeiführt, beunruhigt mich ein wenig nach meiner letztjährigen Stromlandung in Annecy.
Die Flugschule ist auch schon da, alle sehr nett, ich sei der einzige Streckenflieger, der andere habe sich in der Woche vertan. Dies bedeutet das Doppelzimmer, das ich mit einem teilen sollte, habe ich für mich allein und auch den Fluglehrer, so dachte ich.
Am nächsten Tag scheint das Wetter ganz gut zu sein. Ab 9 Uhr hängt der Wetterbericht am Infobrett aus und um 10 Uhr starten die Shuttel-Busse dreier konkurrierender Busunternehmen zum Preis von 5.50 Euro zum neuen, extra gerodeten Startplatz auf 1100 m Höhe über dem Landeplatz. Es gibt sogar ein Holzhaus mit Toiletten und einem Imbiss. Dort wird einem dann von einer netten Bedienung auch noch die Startgebühr von 5 Euro pro Tag abkassiert. Ab 11 Uhr stehen die ersten Thermikablösungen bereit und siehe da, mein Streckenfluglehrer ist auch schon in der Luft und weg...
Die Thermik ist sehr heftig und zerrissen und ich bin froh nach einer dreiviertel Stunde wieder am Landeplatz zu stehen. Am Nachmittag probiere ich es wieder, der Talwind ist sehr stark und zerreist die Thermik, mit Mühe erreiche ich nach einer Stunde Flugzeit eine Wiese zwischen Greifenburg und Hochspannungsleitung.
Am Abend erkunde ich zu Fuß alle Aussenlandemöglichkeiten rund um Greifenburg. Dies sollte der beste Flugtag der Woche gewesen sein. Föhn, Regen, Gewitter und sonnige Aufhellungen wechselten sich dann ab.
Andere Flugschulen treffen ein, die ich aus Annecy und dem Appenzell kenne, bei denen gibt es morgens Wetter-Briefing und abends Weiterbildung, die haben aber auch mehr Flugschüler. Bei mir ist es so, wie wenn ich allein fliegen gehe.
Mein Fluglehrer muss drei Familien am Übungshang betreuen... und so geht es weiter... ich fliege fast jeden Tag, bei schlechteren Bedingungen hat es noch einen Starplatz auf 500 m... bei Regen machte ich einen Ausflug nach Lienz....
Es war eine schöne Woche, schwimmen im Baggersee konnte ich täglich, das Essen war sehr gut, Streckenflug machte ich keinen, dazugelernt habe ich auch nichts, die Flugschule würde ich nicht weiterempfehlen, obwohl alle sehr nett waren.
Aber nach Greifenburg fahre ich sicher wieder und bei Streckenflugwetter werde ich auch einen Streckenflug unternehmen!
Jürgen