Anreise & Unterkunft: Es ist kurz vor Ostern, schnell den Wetterbericht kontrollieren, alles klar! Schirm einpacken und ab geht’s ins traditionelle Paraotic-Fliegerlager nach Laveno-Mombello mit seinem typischen italienischem Ambiente. Die 305 km von Konstanz sind in gut 4 ½ Stunden trotz des regen Osterverkehrs recht schnell geschafft. Es haben sich dieses Jahr wieder über ein Dutzend Paraoten und Assoziierte eingefunden, Christian S., Christine, Willy, Ralf, Reiner & Martin, Tom & Charlotte & Nichte, Heike B., Anne Greet und ich campieren am Landeplatz zusammen mit etwa 200 Fliegerkollegen die meist mit ihrer gesamten Familie im Wohnmobil angereist sind. Torsten, Gerlind und Ortwin haben sich im La Bussola einquartiert. Die sanitären Verhältnisse beim Icaro-Camping haben sich mittlerweile etwas verbessert, es gibt jetzt ausreichend Toiletten und zwei warme Duschen! Neu ist jedoch auch, dass man um in diesen Genuss zu kommen, Club-Mitglied beim Club Icaro werden muss (10 Euro Jahresbeitrag). Dazu kommen noch 4 Euro pro Person und Tag. Dafür kann man natürlich auch die recht günstigen Capuccinos, Birre und Focacce im schönen Clubheim nutzen.

 

Flüge am Sasso und Monte Nudo: Sofort geht es mit am späten Nachmittag in die originelle Kübelbahn am Sasso del Ferro (1100 m). Breits gelandete Kollegen wie Tom haben von Flughöhen um 2500 m und von über 8 m/s ruhigem Steigen berichtet. Das „ruhig“ kann eigentlich nicht wahr sein, dachte ich mir! Die Startplätze haben mittlerweile unter dem regen Flugbetrieb stark gelitten und sind recht steinig und ausgetreten. Erst um 18 Uhr bin ich in der Luft, gleich geht es einige 100 m über den Gipfel. Es ist wirklich sehr ruhig in der Luft, so dass ich in Ruhe den Sonnenuntergang am Monte Rosa beobachten kann. Ich fliege so lange bis es dunkel wird und immer mehr Lichter in der Stadt unter mir aufleuchten. Die steile Südflanke dieses Berges speichert die Thermik-erzeugende Wärme bis lange nach Sonnenuntergang! Um halb acht lande ich als Letzter fast im Dunkeln. Danach geht es in die Dorf-Pizzeria in Mombello, die Pizza ist prima und recht günstig.

 

Der Überraschungs-Samstag: Die Überraschung am nächsten Morgen, -es ist völlig bedeckt! Warum haben das Kachelmann & Co. nicht angekündigt? Irgendetwas Unvorhergesehenes muss geschehen sein, Warmluftadvektion in der Höhe oder so etwas ähnliches. Das Satellitenbild zeigt ein breites Wolkenband von Sizilien bis zur Nordsee! An Fliegen ist heute nicht zu denken. Christian wird unruhig, -er hat ein Silberstreifen am östlichen Horizont entdeckt. Kurz darauf reist er mit Christine ab und fährt ins Engadin dem fatamorgana-änlichen Streifen hinterher und wurde danach nicht mehr gesehen. Wir staunen nicht schlecht als Reiner die Gelegenheit nutzt, um anstatt Ostereier, sein mobiles Brillenstudio auszupacken. Eine Meinungsumfrage soll klären welche der vielen mitgebrachten voll-, halbgefassten und rahmenlosen Brillen am besten zu ihm passt. Jeder Passant musste nach eingehender Modenschau sein persönliches Statement zu den edlen Modellen abgeben. Durch einen komplizierten Schlüssel werden die Ergebnisse ausgewertet um den Favoriten zu ermitteln. -Wir werden das Ergebnis bald sehen!

 

Monte Nudo: Am Ostersonntag war der Wetter-Spuk vorüber. Nach einer frostigen Nacht war das Wetter wieder gut und der blaue Himmel bald voller bunter Schirme auf bis zu 2600 m Höhe. Verdammt hoch, wenn man bedenkt dass die Berge nur etwas über 1000 m hoch sind. Wir fahren am Nachmittag mit dem gut organisierten Shuttle-Bus Service auf den Monte Nudo (6 Euro). Oben angekommen warten etwa 50 Gleitschirme und 20 Drachen auf den Abflug an nur einem vernünftigen Startplatz. Zuerst waren die Ablösungen recht heftig, so dass einige Schirme gleich in den Büschen hingen. Gerne bleiben beim Start die Leinen an den blöden Matten hängen, bei Ortwins Schirm sind dabei einige B-Leinen abgerissen! Als es dann um 17 Uhr ruhiger wurde, wollten alle gleichzeitig heraus. Nach dem Start geht es am Grat in den zuverlässigen Bart mit 4 m/s Steigen. In der Luft ist es relativ ruhig. Ich fliege wieder bis zum Dunkelwerden und lande direkt vor meinem Zelt.

 

Wozu braucht man ein GPS?? Nach dem Formel-1 Rennen das live im Fernsehen übertragen wurde, haben wir uns zur Pizza bei La Dama Rosa verabredet. Torsten und Gerlind erscheinen nicht. Nach dem Essen möchte Ortwin seinen Heimweg in sein Hotel La Bussola antreten. Da es dunkel und er orts-unkundig ist, peilt er sein Ziel mit seinem GPS an. Und siehe da, 82 m bis zum Ziel, das er zuvor einprogrammiert hatte!! Spinnt nun das GPS? Nein, das Hotel ist gerade auf der anderen Straßenseite! Torsten hatte leider das 82 m entfernte La Dama Rosa nicht gefunden. Hatte er kein GPS??

 

Monte Lema: Am Montag Fahrt an den 1620 hohen Monte Lema im Grenzgebiet von Schweiz und Italien. Als wir dort eintreffen, kreisen bereits einige Schirme auf ca. 3000 m, die zum „Kaffeetrinken“ vom Monte Nudo herübergeflogen sind! Am riesigen toplande-geeigneten Startplatz mit fantastischer Aussicht auf den Lago Maggiore und das Alpenpanorama sind die thermischen Ablösungen bereits so stark, dass vier Leute Torstens Schirm festhalten müssen, damit er nicht weggeweht wird. Nach einigen Versuchen klappt es und er fliegt zum Monte Tamaro (1961 m) und zurück. Tom bezeichnet es als seinen tollsten Flug überhaupt, „es ging überall nur nach oben“ meinte er begeistert! Ein kurzer Blick auf das Vario zeigte ihm 9.2 m Steigen an! Die Fraktion der Vorsichtigen (Rainer, Martin & ich) warten noch ein Stündchen auf den Start. Gerade als ich dann in der Luft bin, schattet ein spontan entstandener Wolkenstreifen den Berg ab. Die Thermik wird zunehmend schwächer, Reiner und mir reicht es nicht mehr zum Tamaro und Martin macht nur noch einen Sinker zum Landeplatz, der übrigens zur thermisch aktiven Zeit etwas klein und heikel zum einlanden ist (alternativ auf dem Fußballfeld landen). Zum Ausklang gibt es noch leckere Tagliatelle ai funghi porcini (Nudeln mit Steinpilzen) im malerischen tessiner Dörfchen Miglieglia. Na dann bis zum nächsten Mal zum „vuolo libre“ in Italia!

 

Rolf

 

PS: Falls das Wetter mal nicht zum Fliegen taugt, kann man um den Monte Lema auch schöne Wanderungen durch das wildromantische Malcantone machen, siehe www.paladina.ch/Neue_Dateien/Wandvor.html